Ansprache: Was Positives wär mal schön!

Thema

Was Positives wär mal schön

Datum

8.3.2015

Baustein

Aufnahmenqualität diesmal leider nicht so gut und mit Störgeräuschen

„Was Positives wär mal schön!“ Eigentlich war das nur ein Seufzer von Margit, als wir nach einem neuen Thema für den heutigen Mehrweggottesdienst gesucht haben. Aber es hat uns sofort angesprochen. Ist doch so: Wir sind es ja gewohnt, viele schlechte Nachrichten zu hören. Die Klage, dass unsere Zeitungen und Nachrichten fast nur aus den schlechten Dingen bestehen, ist schon immer zu hören. Aber ich habe das Gefühl, es ist noch schlimmer geworden. Die grausigen Nachrichten aus Syrien vom IS. Die Auseinandersetzung zwischen Russland und Ukraine. Die Nachrichten von Boko Haram in Afrika. Und immer noch mehr und mehr Schlechtes.

Und das sind nur die weltpolitischen Themen. Wie sieht es in Ihrem Leben aus? Ist da alles schön? Dann herzlichen Glückwunsch! Viel wahrscheinlicher ist es, dass es eine Menge Dinge gibt, die Sie bedrücken. Sorgen um die Zukunft. Krankheit, vielleicht sogar Tod. Streit mit einem Menschen, den Sie eigentlich sehr gerne mögen. Das ganz normale, tägliche Versagen: Wo Sie eigentlich gerne ganz anders wären, als Sie tatsächlich sind. Viel schlauer, souveräner, gesünder, leistungsfähiger, ach, all das.

Aber so sind wir halt nicht. Wir alle tragen unsere Schattenseiten mit uns herum. Machen uns manchmal selber das Leben schwer. Haben oft das Gefühl: Der Akku ist leer, oder jedenfalls fast.

Aber: Irgendwann war der innere Akku doch auch mal voll. Oder etwa nicht? Vielleicht lohnt es sich, mal den Blick stärker darauf zu richten, wie er wieder gefüllt werden kann. Bei den neuesten Handys sollen nun ja zehn Minuten Aufladen für vier Stunden Betrieb reichen. Gibt es für uns Menschen auch so was, was den inneren Akku ganz schnell wieder lädt? Vielleicht eine kurze Minute der Stille. Eine Umarmung. Ein Kuss. Ein bestimmtes Lied. Was sind Ihre Kraftquellen? Wo tanken Sie auf? Vielleicht, hoffentlich, haben sie in unserem Gottesdienst eine solche Kraftquelle für sich selbst gefunden, oder zumindest eine Ahnung davon bekommen, wo sie versteckt sein könnte.

Von unserem Seufzen hat die Bibelstelle aus Römer 8 erzählt, die wir vorhin gehört haben. Und dass die ganze Schöpfung mit uns seufzt, weil es ihr auch so geht: Nichts ist vollkommen. Doch wir sehnen uns danach: Nach Vollkommenheit, nach Schönheit, nach Freude. Dabei wissen wir oft genug gar nicht so genau, wie das aussehen könnte. „wir wissen nicht, was wir eigentlich beten sollen; der Geist selber jedoch tritt für uns ein mit wortlosen Seufzern.“

Dazu lade ich Sie heute ein: Einfach darauf zu vertrauen, dass Gott es weiß, wonach Sie sich sehnen. Und dass er ganz, ganz viel Positives in Ihrem Leben versteckt hat. Sie müssen es nur finden. Vielleicht sind es manchmal nur kleine Dinge, an denen wir uns freuen können, die aber trotzdem einen Tag schön machen können.

Dazu möchte ich Ihnen zum Abschluss eine kleine Geschichte erzählen.

Es ist die Geschichte von einem Menschen, der viel zufriedener war als die meisten anderen. Und das kam so:

Er verließ niemals das Haus, ohne zuvor eine Handvoll Erbsen einzustecken.

Er tat dies nicht etwa, um auf den Erbsen herumzukauen. Nein, er nahm sie mit, um so die schönen Momente des Tages bewusster wahrzunehmen und sie besser zählen zu können.

Jede positive Kleinigkeit, die er tagsüber erlebte, z. B. einen fröhlichen Plausch auf der Straße, das Lachen eines Kindes, ein köstliches Mahl, einen schattigen Platz in der Mittagshitze, eine schöne Blume am Wegrand - für alles, was seine Sinne erfreute, ließ er eine Erbse von der rechten in die linke Jackentasche wandern.

Manchmal waren es gleich zwei oder drei, manchmal mehr, oder nur eine.

Abends saß er dann zu Hause und zählte die Erbsen aus der linken Jackentasche.

Er zelebrierte diese Minuten. So führte er sich vor Augen, wie viel Schönes ihm an diesem Tag geschenkt wurde und freute sich darüber.

Und sogar an einem Abend, an dem er bloß eine Erbse zählte, war der Tag gelungen - es hatte sich gelohnt zu leben.

(nach Horst Conen in „Sei gut zu dir, wir brauchen dich“)

 

Probieren Sie das doch mal aus. Werden Sie zum Erbsenzähler, zur Erbsenzählerin. Später, am Ausgang, bekommen Sie von uns ein kleines Tütchen mit Erbsen. Vielleicht hilft es auch Ihnen, den Blick hin zu wenden zu den schönen Dingen im Leben. Denken Sie daran, was Gott über unsere Welt in der Schöpfungsgeschichte gesagt hat: „Und siehe, es war sehr gut!“

Amen.